Bürstadt Redskins beginnen teamübergreifend wieder mit Präsenz-Training

Die Kids haben unsere größte Hochachtung verdient

Bürstadt Redskins beginnen teamübergreifend wieder mit Präsenz-Training

Und die kleinsten American Footballer gehen beispielhaft voran.

Samstag, kurz nach 11:00 Uhr im Stadion an der Wasserwerkstrasse. Auf den ersten Blick eröffnet sich dem unvorbereiteten Betrachter ein schier unfassbares Szenario. Da trainieren mehr als 80 Kinder und Jugendliche ihren Lieblingssport American Football. Beobachtet und angewiesen von 12 Coaches und BetreuerInnen. Umgeben, von mehreren interessierten Eltern und weiteren Zaungästen, die dem munteren Treiben beeindruckt von Außerhalb zusehen. Sogar den Abteilungsleiter der Leichtathleten des TV 1891 Bürstadt e.V. hat es – wohl aus Neugier - auf den Platz gezogen. Offensichtlich beeindruckt und mit einigem Abstand beobachtet er das Geschehen.

Die kleinen Flaggies der U13 und ihre etwas älteren Kameraden der Redskins Juniors arbeiten derweil konzentriert die Aufgaben ab, welche ihnen durch ihre bestens vorbereiteten Football-Coaches gegeben sind. Man hört und sieht deutlich, dass Sie mit viel Freude am Training teilnehmen.

„Aber sind wir denn nicht mitten in einem Lockdown?“ mag es dem einen oder anderen unvorbereiteten Betrachter durch den Kopf gehen.

Bei genauerem Hinsehen ist sehr schnell zu erkennen, was da eigentlich passiert. Und sofort wird ein offensichtlich klar durchdachtes Ordnungssystem erkennbar, durch das sich vor, während und nach dem Training zu keiner Zeit mehr als die gerade maximal erlaubte Anzahl an Personen unmittelbar begegnet. Es gibt keine zufälligen Berührungen und man gewinnt fast den Eindruck, dass die Verantwortlichen sogar minutenaktuell auf eine Änderung der Kontaktbestimmungen reagieren könnten.

Wir sind neugierig und fragen bei der Abteilungsleiterin American Football und Cheerleading, Anna Messina nach, die uns sichtbar glücklich antwortet: „Die Gesundheit unserer Aktiven und deren Umfeld ist unser wichtigstes Ansinnen. Und genau so handeln wir. Das Stadion bietet uns mehr als  8.000 Quadratmeter Fläche. Somit hätten wir für jeden einzelnen derzeit anwesenden etwa 100 Quadratmeter zur Verfügung. Nach unserem System begegnet sich immer nur die maximal erlaubte Anzahl an Aktiven unmittelbar und immer in der gleichen Konstellation. Das beginnt schon am Einlass, wo sich alle Trainingsteilnehmer anmelden. Von dort aus geht es an die Desinfektionsstation und anschließend durch Sicherheitskorridore unmittelbar auf die durch die Coaches für jeden einzelnen markierte Trainingsfläche. Erst dort dürfen die Aktiven ihre Masken abnehmen. Alle Coaches, Betreuer und Verantwortlichen, das gilt auch für mich selbst, haben heute bereits einen Schnelltest gemacht. Das Testergebnis tragen wir mit uns, genauso wie wir die Maske nur außerhalb des Sportbereiches abnehmen. Und das auch nur dann wenn wir ausreichend Abstand zu anderen haben. Das Ganze wird streng beobachtet von eigens gebrieften Eltern oder verantwortlichen Mitgliedern der Abteilung die auch eingreifen und helfen, wenn ein Trainingsteilnehmer einmal den Überblick verlieren sollte.“

Würde man mit einer Drohne senkrecht aus der Luft filmen und ein Raster über das Bild legen, dann würde deutlich erkennbar, dass Anna Messina keineswegs übertreibt. Ganz im Gegenteil. Tatsächlich sind überall Sicherheitskorridore klar erkennbar. Und die sogenannten Anleitenden Personen, welche sich darin aufhalten sind alle auf Abstand und tragen Maske. Die erlaubten Größen der Trainingsgruppen sind klar eingehalten. Ganz den Vorschriften entsprechend und sicherlich vorbildlich.

Etwas später ist das Training für die U13-Flaggies der Redskins beendet, denn bald werden die Seniors auf den Platz kommen, was eine Umorganisation der „Practicesquares“ bedingt. Die kleinen Flagfootballer packen ihre beschrifteten Wasserflaschen und Handtücher in ihre Sporttaschen. Ziehen sich den Mund- und Nasenschutz wieder über und begeben sich durch die gekennzeichneten Zugangswege in Richtung Ausgang. Sie sind es ja bereits seit drei Wochen so gewöhnt, die amtierenden Hessenmeister aus Bürstadt. Und deshalb müssen sie gar nicht erst aufgefordert werden, sich richtig zu verhalten. Diszipliniert und mit Abstand, dennoch fröhlich und ein wenig ausgepowert gehen sie zum zweiten Mal nach Trainingsbeginn zur Desinfektionsstation, reinigen sich gründlich die Hände und verlassen den Trainingsplatz mit mehr als ausreichend Abstand zum nächsten.

Währenddessen arbeiten die Tackle-Juniors der Redskins weiter diszipliniert Ihre Aufgaben ab und finden zwischendurch sogar Zeit, sich gegenseitig über die Sicherheitskorridore hinweg zu necken und aufzumuntern. Diese tolle Stimmung erzeugt zwischen allen Einschränkungen des Alltags  unweigerlich Gänsehaut.

Andreas Roess, 1. Vorsitzender des TV und Harry Frommeld,  Kommunikationschef der Abteilung American Football und Cheerleading, betrachten das Geschehen wohlwollend, während sie sich auf der VIP-Terrasse der Redskins – selbstverständlich deutlich Abstand haltend – mit einem sichtlich beeindruckten Vertreter der Stadt unterhalten.

„Wie man sieht sind hier keine Opportunisten am Werk, die einfach nur das maximal erlaubte ausnutzen. Sondern ein perspektivisch und umsichtig arbeitendes Lenkungsteam. Das haben die Redskins bereits im vergangenen Jahr in sieben erfolgreich absolvierten Veranstaltungen mit Publikum bewiesen. Ohne einen einzigen Coronafall hier auf dem Platz. Schon in unseren Trainingseinheiten wird möglichst nichts dem Zufall überlassen“, sagt uns Harry Frommeld, selbst Vater eines Spielers. „Dadurch ermöglichen wir unseren Aktiven, sich auch in dieser Zeit körperlich fit zu halten, Freunde zu sehen und ihrem Sport nachzugehen.“

Und dann zitiert er ein altes Sprichwort aus der Seefahrt. „Die Windrichtung können wir nicht ändern. Doch wir können die Segel richtig stellen.“ Erklärend fügt er hinzu: „Viel zu oft hört man Wehklagen im Zusammenhang mit den Einschränkungen der aktuellen Zeit. Die Medien sind voll von Berichten über neu adipöse Kinder, häusliche Gewalt und die zunehmende sozialen Verrohung der Gesellschaft. Ich glaube, dass wir uns darauf konzentrieren müssen, unsere Kinder aus diesem Sog zu befreien. Ihnen aufzuzeigen, dass unter bestimmten Voraussetzungen auch während einer Pandemie Sport, Spaß und Teamwork möglich sind. Das stärkt das Immunsystem und prägt soziales Bewusstsein, gegenseitige Rücksichtsname sowie den Gemeinschaftssinn. Attribute, welche  seit Beginn der Pandemie ohnehin vielen Menschen verloren gegangen zu sein scheinen.“ Und mit einem Lächeln ergänzt er: „Vom Verhalten der Kinder und Jugendlichen hier auf dem Platz können wir Erwachsenen ohnehin vieles neu lernen, was uns in den vergangenen Monaten abhandengekommen ist. Die Kids haben unsere größte Hochachtung verdient.“

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